Welcome to Gambia
steht in großen Lettern an der Grenze auf einem Schild. Wir sind von
Dakar aus über Land gefahren. In einem PKW, der mit acht Personen
und reichlich Gepäck besetzt, uns kaum Luft zum atmen lies.
Willkommen in Gambia geheißen hat uns dann eine
finster dreinblickende Person, die uns in ein
dunkles runtergekommenes Gebäude mit
Gefängniszellen führte, in denen uns die
Gefangenen flehentlich die Hände entgegen
streckten. „Papiere!“ Fragte uns eine scharfe
Stimme. „Wo ist der Impfpass?“ „Was, nicht dabei!“
Jetzt hat er uns. „Also naja was kann man da
machen“ stotterten wir. Am Ende hatten wir zwei
nagelneue Impfpässe mit gültiger Gelbfieber-
Cholera-Meningitis-impfung und 20000 CFA
weniger in der Tasche. Draußen sahen wir noch
wie unsere Scheine von Hand zu Hand wanderten.
Wir hatten keine Zeit uns aufzuhalten, denn wir
wollten unbedingt vor Einbruch der Nacht unser
Hostel erreichen und der Weg war noch weit. Aber das ist das
Tolle an Afrika: erst klappt nichts und dann alles wie von selbst.
So kamen wir super schnell zur Fähre, die einen besseren
Eindruck machte als die Reisewarnung vom Auswärtigen Amt
vermuten lies. Auf der Fähre trafen wir einen nettes Paar aus
Gambia, das uns in seinem neuen BMW Geländewagen, der hier
wie ein UFO wirkte, vor unserem Hostel absetzte. Willkommen
in Gambia. Set Smile.
Was ist ein Clown?
Viele fragende Blicke. „Also ein Clown ist jemand, der andere zum
Lachen bringt“ versuchen wir zu erklären, denn zu unserer
Verwunderung ist der Clown in Gambia unbekannt. Na, da sind wir die
Richtigen um das zu ändern und organisieren gleich mit dem Büro
für „education for all“ (Bildung für alle) http://www.efanet.gm/ .
eine Veranstaltungsreihe für 2018. Wir werden im Ebunjan Theatre
Workshops geben und danach mit der Theatertruppe übers Land
ziehen um Strassenhows über Menschenrechte zu machen.
http://ebunjantheatre.gm/ . Wir werden in verschiedenen Schulen ,
die bereits eine Theater AG haben, Clownstheater spielen und
Workshops geben und hoffentlich eine deutsche
Partnerschule im Rahmen unseres Flaxxini Projektes
www.Flaxxini.de. für die Schule WAAST Gambia
(Westafrican academie for science and technologie)
finden. Die WAAST ist eine Schule die 30 % der Schulplätze
an Waisenkinder vergibt und insgesamt 120 Schüler von der
7- bis zur 13 Klasse hat. Den ganzen Januar 2018 haben wir
dafür eingeplant und am Ende ist dann der Rote Nasen
Zähltag! Wie viele Gambianer können dann die Frage: „Was
ist ein Clown?“ richtig beantworten? Set Smile.
Nichts zu verzollen
Entweder schaffen wir es in den nächsten drei Tagen das Land zu
verlassen, oder wir müssen unser Boot für ein halbes Jahr verzollen,
denn man darf sein Boot nur die ersten 4 Wochen zollfrei im Senegal
haben. Also beginnen wir unser Boot segelklar zu machen. Wasser und
Proviant aufnehmen. Rudercheck, Segelcheck, Mastcheck,
Motorcheck-oh weh!!! Da werden die Clownsnasen blass, denn die
Dieselpumpenmembran ist gerissen und wir haben kein Ersatzteil an
Bord. Im deutschen Internet ist das Ersatzteil für unseren 40
Jahre alten Motor nur noch in Oldtimerforen zu finden. Jetzt wird
es eng. Aber Moment mal: landen nicht alle alten Sachen aus Europa
irgendwann in Afrika? Also nicht verzagen, im nächsten Laden
fragen. Und tatsächlich reicht er uns ohne zu zögern das fast
passende Ersatzteil mit den Worten „Ein
Mechanikerkünstler würde das schon irgendwie
einbauen können“. Die umstehenden Kunden nicken
zustimmend. Das sollte kein Problem darstellen: denn
Mechaniker sind wir und Künstler auch! Und tatsächlich
5 Stunden später brummt unser Motor wieder. Zwei
Tage später passt auch das Wetter. Jippiee! Segel
hoch mit Kurs Kap Verden. Set Smile
Dem Ozean nahe kommend die Natur erleben
Man bindet sein Boot los und zieht hinaus auf s Meer. Man hofft, dass
das Wetter den vorhergesagten Verlauf nimmt um sicher und gut am
gewünschten Ziel anzukommen. Wir verlassen also Dakar, Senegal um
zurück zu den Kap Verdischen Inseln zu segeln.
Dakar fächelte uns noch eine ganze Weile seine Drecksluft in einer tiefen
schwarzen Wolke hinterher. Unsere Bronchien rasselten begeistert zum
Abschied, denn sie bekommen nun endlich wieder reine frische
Luft. Langsam verschwindet Afrika und man ist auf seiner
eigenen kleinen bewegten Insel allein im großen Meer. Das
Segeln ist schön bei gleichmäßigem Wind und wenn der Ozean
so ruhig daliegt, ohne große Wellen. So vergeht gemächlich der
Tag. Mit der Nacht kommt eine Ruhe. Man kann denken in der
tiefen Dunkelheit. Über alles, was man Fremdes gesehen und
erlebt hat. Das Boot zieht von allein seine Bahn. Alles ist im
Gleichgewicht. Mit den Sternen, dem halben Mond, dem
funkelnden Plankton und mit unserer Positionslampe oben am
Mast kommt wieder etwas Licht in die dunkle Nacht. Delphine
springen um das Boot, nur zu erkennen an ihrer Leuchtspur aus
Plankton. In der Kajüte glimmen rote Laternen, so kann man sich
unter Deck sicher bewegen. Rasch kommt in der Morgen. Die
erste Nacht auf See vergeht immer schnell. Noch immer steht
der Wind gut, so wie vom Wetterbericht vorhergesagt, und wir
kommen gut voran. Man sitzt einfach nur da und guckt
auf´s Meer und erkennt tausenderlei Farbvarianten von
grün über hellblau bis stahlblau und blauen Blau und bei
bewölktem Himmel erscheint es in allen Grautönen. Immer
gepickt mit kleinen weißen Schaumkronen. Die langsam
seltener werden, bis wir ohne Wind bleiben. Das ist immer
der herrliche Augenblick für ein Bad! In 3000 m tiefem
Wasser zu schwimmen ist wirklich etwas Besonderes.
Danach röhrt uns der Motor für einige Stunden nach
vorn, bis langsam wieder ein Wind kommt und wir in die
nächste Nacht segeln. Schlaf wird langsam kostbar.
Abwechselnd hält immer einer Ausschau nach anderen
Booten, aber wir bleiben in dieser Nacht wieder allein.
Wolken haben diese Nacht anfänglich sehr finster
gemacht, man lebt jetzt ohne Horizont, ohne oben und
unten, man weiß gar nicht, wo man sein könnte, denn man
sieht: Nichts! Da klammert sich der Blick immer wieder an
den Kompass, der leicht grünlich glimmend die Richtung
zeigt: Weiterhin segeln wir auf dem richtigen Kurs. Der nächste Tag kommt, kurz zeigt sich
einmal ein Wal, sprüht nah am Boot seinen Atem hinaus und verschwindet wieder in große
Tiefen. Und mit ihm anscheinend alles Getier. Der Tag bleibt ohne das übliche Gefolge von
Delphinen und Vögeln, bleibt ohne fliegende Fische und ohne Meeresschildkröten. Das Gefühl, sich
in einer ungeheuren Wüste zu befinden und nicht auf einem lebendigen Ozean überspült alle
Erinnerungen. So vergeht der Tag mit ruhigem beständigem Segelwind. Die letzte Nacht dieser
Überfahrt glänzt mit einem besonders prall gefülltem Sternenhimmel. Die Luft scheint besonders
rein zu sein und so kommt man dem Universum näher: Die Milchstraße ist so grandios groß,
Millionen von Galaxien wirbeln dort in einer großen Spirale. Es ist ein erschütternd schöner
Moment. Bis der Mond aufgeht und mit seinem Licht den Sternenglanz überstrahlt.
Am nächsten Morgen gucke ich mir einige Stunden lang die Augen aus dem Kopf, immer den
Horizont absuchend, weil es mir ein kindliches Vergnügen bereitet, diesen Ausruf zu machen:
Land, Land in Sicht!! Maio, eine der kleineren Kap Verdischen Inseln wächst langsam aus den
Horizont heraus. Unvermittelt springt ein Wal hinter dem Boot in die Luft. Wir können die
Seepocken auf seinem Rücken zählen! Dreimal springt er wuchtig aus dem Wasser, dreimal
schießt uns Adrenalin pur in die Venen, unsere Augen starren wie irre, die Hände sind feucht.
Der Wal ist größer als unser Boot. Es ist ein gefährlich schöner Moment. Berauscht von
diesem Erlebnis strömt neue Kraft und das anstrengende Kreuzen bis zu unserem Ankergrund
geht nun wie von selbst. Unser Anker fällt in der Bucht von Porto do Ingles, einem Ankerplatz
für echte Seebären. Die atlantische Dünung steht in die Bucht in einem nie endenden ganz
gemächlich Auf und Ab von bis zu anderthalb Metern. Diese Dünung hat eine Konsequenz: an der
Trennungslinie der Elemente von Wasser und Erde brandet es hoch und wild. Es muss
einigermaßen spektakulär ausgesehen haben, wie wir das erste Mal versucht haben mit
unserem Dingi an Land zu kommen, denn ungefähr der halbe Strand ist zusammengelaufen um
uns zu helfen. Wir lernen schnell aber es bleibt ein abenteuerliches Vergnügen. Genauso wie das
vor Anker liegen. Es gibt den großen Schwell und eine große Strömung, der Ankergrund ist
steinig und tief. Täglich tauchen wir zum Anker, schauen ob alles noch gut liegt. Manchmal muss
Christian die Kette, die sich unter einen Stein geschoben hat wieder freilegen. Und dann hört er
auf einmal im Wasser die Wale singen. Wenn man doch Kiemen hätte, dann könnte man lange
genug unter Wasser bleiben um dieses einmalige Konzert bis zum letzten Ton zu hören. In der
Nacht kommen die Wale ganz nah an unser Boot, wir können sie im Dunklen nicht sehen aber
ihren Blas hören. Sie schwimmen direkt an unserem ankernden Boot vorbei
Am sechsten Tag steht der Wind günstig und wir segeln weiter, nach Tarafal auf die Insel
Santiago. Und wieder springen Wale aus dem Wasser, aber dieses Mal sind sie zu weit weg und
so steigt unsere Atemfrequenz diesmal nur vom Segelsetzen und Schoten dicht holen und nicht
vom Adrenalin. Set smile.