Eine Atlantiküberquerung
ist eine bewegte und bewegende Angelegenheit. Fliegende
Eier und hüpfende Kaffeedosen gaben das besondere
Extra. Der neue Blog!
Ca 2100 Seemeilen sind es von der Insel Brava (Kap
Verden) zum Inselstaat Barbados in der Karibik. Wieviel
Essen und Trinken müssen wir dafür bunkern????? So
rechnen wir lange, schreiben noch längere Listen und laden
unser Boot voll mit 400 Litern Wasser, 80 frischen Eiern,
40 Äpfeln. Dazu gesellen sich in verschiedenen Reifegraden
Bananen und Avocados plus etliche Kilos Zwiebeln und
Kartoffeln, Nudeln, Reis, Couscous. Weinflaschen kommen in
noch alle freie Ritzen , denn der ist so teuer in der
Karibik, wo man ja nur Rum trinkt. Wir kochen bestes
frisches Gemüse vom Markt ein und haben so für jeden
Tag auf See ein Glas Gemüse zu dem wir nur noch Nudeln,
Reis oder Couscous kochen müssen.
Nach 5 Tagen auf See haben wir uns ein geschaukelt und
unseren Rhythmus gefunden, wie früher als Schulkind im
Bus das versucht im Gang zu stehen ohne sich festzuhalten.
Besondere Herausforderungen sind dabei atlantische
Überraschungswellen. Sie entstehen durch
Wellenüberlagerungen und sind recht stoßkräftig. Wenn sie
einen beim Kochen überraschen, fliegen schon mal die Eier aus
dem Schapp. Zum Glück sind wir Jongleure und können größere
Verluste verhindern. Nur einmal gab es eine ungeplante große
Rühreipfanne. Ein anderes Mal flog beim Kaffeekochen die
Kaffeedose wie ein Geschoss quer durchs Boot und ließ es
Kaffeepulver regnen. Und das nur, weil man nur ganz kurz die
Dose ungesichert hat stehen lassen. Fiese Wellen, die nur auf
diesen Moment lauern!!!!
Wirklich überraschend waren die Squalls. (Squalls kommen sehr
gerne des Nachts daher und sind kurze heftige Regenschauer in
Tateinheit mit bösen Böen) Wenn dieser Ruf des Wache Habenden erscholl, sprang der andere
aus seinem Bett um zu helfen die Segel zu bergen. Wenn dann der Regen losprasselte, war
derjenige im Vorteil, der gerade nackig aus seinem Bett gehüpft war, denn der konnte seine
Naturdusche genießen, sich schön abtrocknen und sich nach den erneuten Segelsetzen
erfrischt ins Bett legen, während der andere den Rest der Wache in nassen Klamotten
draußen rumsaß….
Nach so einem Squall war es oft besonders schön und reingewaschen. Die Sterne hingen
glänzender über einem, durchzogen von Sternschnuppen. Das Meer wurde sanft mit leichtem
Wind. Alles schien im Lot. Uns hat am Anfang unseres Seglerlebens ein weitgereister Segler
erzählt, dass er diese Momente des perfekten Friedens auf einem großen Ozean so sehr
liebte, dass er immer wieder raussegelt um es erneut zu erleben. Und jetzt können wir ihn
verstehen. Als ein schwaches Licht am Horizont auftauchte wurden wir still. Der Leuchtturm
von Barbados zeigt den Seefahrern den Weg. Die Strecke von Afrika nach Amerika war nach
16 Tagen durchsegelt ein bewegender Moment. SET SMILE.
Bravo Brava
Brava soll die schönste aller Kap Verdischen
Inseln sein. Nur sie ist für alle schwer zu
erreichen. Segler zum Beispiel, müssen um sie
anlaufen zu dürfen ein gültiges Permit haben. Das
bekommt man nur auf einer Insel am anderen
Ende der Kap Verdischen Inselgruppe und dort
muss man das Permit auch wieder abgeben. Das
jedoch macht einem der starke Passatwind fast
unmöglich. Wir wollen natürlich trotzdem
unbedingt nach Brava, bevor wir unsere Atlantik
Überquerung beginnen. Natürlich ohne den ganzen
Permit Quatsch. Also begeben wir uns wieder in
die Illegalität (siehe unseren Blog Räuber und
Gendarm). Wir reisen aus und müssen die Kap
Verden Inseln offiziell verlassen. Was wir aber
nicht tun sondern wir segeln: na klar nach Brava
in die alte Walfängerbucht Furna. Die Segelreise
dorthin dauert 28 Stunden, in denen das Meer
sich von seiner besonders miesen Seite zeigt.
Sehr starker Wind und über dem Boot
brechende Wellen begleiten uns die ganze Zeit.
Eine Welle hüpft sogar über unseren Niedergang
in das Bootsinnere. Alles ist nass. Während dieser turbulenten
Überfahrt diskutieren wir die ganze Zeit, wie wir das Problem
mit der Anmeldung im Hafen lösen. Einfach nicht hingehen wäre
eine Möglichkeit oder wie das letzte Mal mit einer Flasche Rum
bezahlen eine andere. Nein, das geht alles in Brava nicht ,denn
zum Einen ankern wir direkt vor der Hafenpolizei und zum
Anderen ist das Hafenamt in Furna eine richtige Behörde, die sich nicht mit Rum bezahlen lässt.
Beim Reinsegeln passiert dann noch zu allen Schwierigkeiten ein Unglück. Bei einer Wende
verhängt sich eine Schot an der Passatbaum Halterung und reist sie aufgrund des starken
Windes ab. Jetzt haben wir auch noch eine Havarie. Wir sind am Ende. Aber: Moment mal!
Havarierte Boote dürfen immer jeden Hafen anlaufen auch ohne gültige Papiere. Im Hafenamt
lassen wir darauf unseren ganzen Scharm spielen und zeigen ein Foto auf unserem Handy von
dem Schaden und siehe da, es Klappt. Wir dürfen solange bleiben wie wir wollen. Der Schaden
ist schnell behoben und wir erkunden glücklich eine wunderschöne Insel auf der die Zeit
stehengeblieben zu sein scheint. Bravo Brava! Da sieht man mal wieder, irgendwie gibt es immer
eine Lösung.
Set Smile
Eine Wolkenwand kündigt die Squalls an
All sails up
Katrin verliert auch bei 40 Kn Wind nie
die gute Laune